Montag, 31. Januar 2005

Karaoke und Operngesang auf Japanisch

Joshhh, heute war die schon angekündigte Neujahrsfeierlichkeit. Zu meiner großen Überraschung waren auch nach meinem 5 min. verspäteten Eintreffen am Treffpunkt die Japaner noch nicht da. Sind wohl schon vorgegangen dachte ich, kamen dann aber 10 min zu spät an. 10 min das sind in deutsche Verhältnisse umgerchnet 3 Stunden und dementsprechend entschuldigten sie sich auch überschwenglich. Habe ihnen in einer großen Geste der Gnade nochmal verziehen. Wir gigen dann in ein Restaurant, in dem der deutsch-japanische Kulturverein seine Neujahrsfete abhielt. Das wusste ich vorher nicht, aber die Japaner, mit denen ich unterwegs war offenbar auch nicht. Sie meinten hinterher, es sei etwas steif gewesen (硬い?) und dass soll schon was heissen. Alle mussten an einem mit Namensschild bezeichneten Platz sitzen, getrennt von jeglichen Bekannten, ganz im Stil der japanischen Tradition so wenig persönliche Freiheit zuzulassen, wie möglich. Nachdem ich dann doch zwei Sätze auf japanisch mit meinen Tischnachbarinnen (beides Musikstudierende, wer hätte es gedacht) gewechselt hatte, ging das Bestaunen schon wieder los, hörte den ganzen Abend nicht mehr auf und machte mich wahnsinnig. Ehhh, super, wie Du japanisch sprichst, wahhhnsinnig toll... und das von Japanern, die völlig flüssig und gramatikalisch fehlerfrei Deutsch sprechen. Wie kann ich dieser Verarsche entgegentreten? Dann wurde noch ein Japanisches Lied gesungen, von einer in Deutschland Gesang studierenden Japanerin, und so hörte es sich dann auch an: Sopran singt Sakura, Operngeträller zu Kirschblütenlyrik, wer kann diesen Stilbruch aushalten? Danach wurde ich dann nicht mehr wegen meines Japanisch gelobt, sondern ausgelacht, weil ich die 4 Jahre älteren Japanerinnen gesiezt hatte. Die hatten offenbar schon zu lange in Deutschland gelebt und sich den hiesigen Traditionen zu gut angepasst. Diese Lockerung der Verhaltensregeln trat zusammen mit dem Aufbau einer Karaoke-Anlage, bei der alle nicht Gesang studierenden Deutschen ihre übelsten Stimmlagen zum besten gaben. Hilfe. Bis dahin amüsant aber sehr lecker, weil es köstiliches Essen gab, von einer Japanerin alleine für 60 Leute zubereitet, ganbarimasho. Der Abend wurde dann noch dadurch gerettet, dass sich meine japanischen Begleiter noch auf ein Bierchen zusammensteten wollten. Juhu, endlich hatte ich Spaßjapaner gefunden, zu denen ich auch in Umgansprache renden konnte. Nach der ersten Runde Bier konnte ich sie gerade mit Mühe davon abbringen laut "Entschluldigung, Herr Ober" durchs Lokal zu brüllen und so war dann auch die Höflichkeit für diesen Abend gewart. Wir haben uns dann verabredet, irgendwann mal auf einer Tischtennisplatte in einem Park zu spielen, weil es sowas in Japan nicht gibt. Dem Spaß sind also keine Grenzen mehr gesetzt.





   
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