Donnerstag, 24. Juni 2004

Da unser Japanischkurs mit intaraktiven Aktionen und Projekten reichlich gesegnet ist, kommen wir ab und zu in den Genuss, mit echten Japanern sprechen zu duerfen, als ob die uns nicht sowieso zu Genuege begegneten. Diesmal sollten wir den echten Japanern geschickt und hoeflich formulierten Fragen zur japanischen Wirtschafts- und Arbeitslage stellen. Die aeltere Dame, die uns, dem Ami Luca und mir, zugeteilt wurde, war nicht nur schwerhoerig, sondern auch noch leicht verwirrt. Ihr Sprachfluss war unbremsbar und mit unverstaendlichsten Vokabeln gespickt. Sie hatte es sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht, unbescholtenen Austauschstudenten die Freude an der japanischen Sprache gaenzlich zu vermiesen. Es begann schon desastroes, als sie meinen Namen mit meinem Herkunftsland verwechselte, und da "Soeren" so aehnlich klingt, wie das japanische Wort fuer Sowjetunion, war sie ueberzeugt, ich kaeme aus einem Land, dass seit ca 10 Jahren von der politischen Landkarte verschwunden ist. Beharrliche Beteuerungen meinerseits wurden schlicht ueberhoert. Wir stellten also unsere erste, geschickt vormulierte Frage, wie die Arbeitssuche in Japan funktioniere, auf die ein unbremsbarer Redeschwall folgte, der ab und zu dadurch unterbrochen wurde, dass die Dame unsere unverstaendlichen Blicke bemerkte und, als koenne uns dies erleuchten, chinesische Zeichen zeichnete. Da die japanische Sprache eine geprochene Zeichensetzung hat, werden Fragen z.B. mit der Silbe ka beendet. Als die Dame ihren Redefluss mit genau dieser Silbe endete, war klar, dass wir nun antworten sollten. Peinliche Stille breitete sich aus, und wir stellten einfach die naechste Frage, in der Hoffnung, dass sie nicht schon beantwortet worden war. Luca entwickelte im Laufe des Gepraechs drei geniale Strategien, der katastrophalen Kommunikationsfalle zu entkommen. Entweder er begann, sich fieberhaft Notizen des vermeindlich Verstandenen zu machen, volle Konzentration auf das Nachschlagen eines unbekannten Wortes vorzutaeuschen, oder einfach loszuplappern, von seinem zweiten Leben als nach NY pendelnder Radiotechniker zu berichtend. All diese Bemuehungen hatten die Effekt, dass Redeschwall mit anschliessenden Fragen nach der Lage unseren Herkunftslaendern zunehmend auf mich konzentriert wurden. Trotzdem ich jeden Satz mit den unmissverstaenlichen Worten "IN DEUTSCHLAND ..." begann, wollte sich die gute Dame nicht davon abringen lassen, nach der Arbeitsmarktlage in der Sorwjetunion zu fragen. Gluecklicherweise war die Zeit abgelaufen, befor die Lage gaenzlich eskalieren konnte, und ich verliess den Untericht mit der Gewissheit, immernoch kaum ein Wort Japanisch verstehen zu koennen.





   
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