Mittwoch, 4. August 2004

Hiroshima (広島)

Hatte mich letzten Freitag spontan dazu entschlossen, einen Kurzausflug nach Hirohsima zu wagen, eine Stadt, beruechtigt dafuer, bei allen Besuchern chronische Depressionen auszuloesen, die auch nur sekundenlang ueber die Auswirkungen ionisierend strahlender Sprengkoerper nachdenken, sondern auch beruehmt dafuer in der Naehe einer der schoensten Touristenattraktionen Japans zu liegen, Miyajima, mit einem schwimmenden roten Tor in der Mitte des Oceans, welches herdenweise gefuerhte Touristen anlockt, die die ich am meisten hasse. Bei diesen Aussichten warf ich jedes Pflichtbewusstsein fuer meine ausstehenden Experimente im Labor ueber Bord und folgte Liz und Stepen auf ihre Reise, eine Tour sicherich abendteuerreichen Charakters. Haetten wir auch nur eine Viertelsekunde vorher ueber unser Unterfangen nachgedacht, haetten wir vieleicht die Wetterwarnungen bemerkt, die einen Taifun fuer genau dieses Wochenende fuer unser genaues Zielgebiet vorraussagten. Mit einem unzureichend wasserdichten Rucksack voller Sommerklamotten, ignorierten wir die offensichtlichste Bedrohung fuer jede froehliche Reise, SCHUETTENDEN REGEN, um das Uebel beim Namen zu nennen, und nahmen den ersten Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) Richtung Hiroshima,um zeitgleich mit dem Taifun dort anzukommen. Dier ersten Regentropfen fielen kurz nachdem wir den Bahnhof verlassen hatten und um um den Leser nicht zu sehr auf die Folter zu spannen, verrate ich hier, dass der stroehmende Regen nicht aufhoerte, bis wir sicher, aber triefend wieder in Nagoya zwei Tage spaeter ankamen.

Hiroshima ist die erste Stadt, die durch eine Atombombe zerstoert wurde und man wird staendig an diesen Sommermorgen am 6. August in Form von unzaehligen Mahnmalen erinnert, die fuer die vielen Opfer der Atombombe errichtet wurden. Eine Wolke ueberweltigenden Leidens haengt ueber diesem Ort und wirft einen schmerzhaften Schatten, der alle Gedanken dominiert. Die Explosion um 8 Uhr 15 morgens brannte die Schatten von Menschen in Stein, verwandelte eine hauptsaechlich aus Holz gebaute Stadt in ein brennendes Inferno und hinterliess bei den Ueberlebenden nicht nur die Narben der Verbrennungne und Leid durch den verzoegerten Eintritt der durch die Strahlung verursachten Erkrankungen, sondern auch die Erinnerungen an den Horror des nuclearen Krieges

Die Zeit, in der die Welt einen neue Gefahr fuerchten lernte.

Nachdem wir das Atombombenmuseum verlassen hatten wanderten wir ziellos durch die Gegend, um ploetzlich festzustellen, dass wir dringend etwas hirnlosen Spass brauchten und besuchten eine Videospielhoelle, eine der japanischten Erfindungen ueberhaupt. Neben den ueblichen Videospielen mit spritzendem Blut oder Verfolgungsjagten in unsteuerbaren Autos gibt es in japanischen Spielhallen auch Spiele, die einen in die Rolle seines Traumberufes schluepfen lassen.

Wir sehen hier Liz beim Fischeschneiden, Japaner als vermeindliche DJs, Steph un mich beim Paparazi-Spiel und das beruehmte, hirnlose „Taiko Trommel Spiel“. Spiele fuer die eingefleischten Computernarren sind „Tipp die Monster weg“ oder das historische „Super Mario“

Nachdem wir die Nacht in einem Internetcafe verbracht hatten, eine deutlich guenstigere Unterkunft mit besseren Verbindungen, als jede Herberge, machten wir uns auf nach Miyajima, eine kleine Insel mit einem gigantischen, roten, schwimmenden Tor und praehistorischen Schreinen, ein Ort, der zu den 3 schoensten in Japan gehoeren soll.

Wir fanden uns etwas verwirrt durch das offenbare fehlen von Hinweisschildern zur Fahre, wobei doch ueblicherweise der Fremde in Japan immer mit der Subtitlitaet eines Vorschlaghammers in die richtige Richtung geleitet wird. (Wer findet die Ironie?)

Das schwimmende Tor ist in jeden Tourifuehrer auf der ersten Seite und stellte sich als gigantische Luege herraus. Hier und heute praesentiere ich der Welt die Wahrheit, das „schwimmende Tor“ schwimmt nicht am geringsten, sondern ist fest im Strand einbetoniert, was ein Reinfall.

Der Regen unterschtreicht nur die Schoenheit der Szenerie und gibt einem das gemuetliche Gefuehl feuchter, nein vollkommen eingeweichter Fuesse. (hier wieder Ironie!)

Auf der Suche nach dem richtigen Weg, fing ploetzlich dieses Reh an, unsere Karte zu essen. Das nenne ich nicht gerade touristenfreundliches Verhalten. Dieser Vorfall hielt Liz aber nicht davon ab, fuer den Rest des Tages auf jedes dieser schrecklichen Biester loszurennen, und es im japanischen Stil „kawaiii“ schreiend zu umarmen.

Hier ein Bergschrein, wirklich eindrucksvoll, wie ich finde. (nein, hier keine Ironie, sorry)

Am naechsten Tag spielte das Wtter uebel mit uns mit. Zuerst sah es so aus, als wuerde es aufhoeren, also beschlossen wir nochmal die Faehre auf die Insel zu nehmen, um den dritt schoensten Fleck Japans bei besserem Wetter zu betrachten, doch kurz nachdem das Boot abgelegt hatte ...

Jetzt kennt ihr aber das Geheimnis, es schwimmt wirklich ueberhaupt nicht, wirklich!





   
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