Mittwoch, 7. Januar 2004

kartengruesse

danke fuer die Neujahrskarten, an alle, die dem Aufruf gefolgt sind, mir Gruesse in die Fremde zu schicken. Den Hauptgewinn fuer die tatkraeftigste Propagandaaktion bekommen hiermit meine Eltern. Sie schickten nicht nur selbst 3 Karten ab, sondern noetigten alle noch so fluechtigen Bekannten, mir zu schreiben. An alle fluechtigen Bekannten meiner Eltern: Bitte entschuldigen Sie deren Uebereifer, und ich hoffe, Sie einmal persoenlich kennen lernen zu duerfen.

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wer ist denn das?

neulich traf ich auf diese Ansammlung amerikanischer Praesidenten in Plastikmaskengestallt. Die meisten sind mir aus Funk und Fernsehen wohl bekannt, doch konnte ich dem Wesen in blond keinen Namen zuordnen.

Wer ist hier dargestellt? Hillary zu Ihren besten Zeiten? Dick Gephardt mit gefaerbten Brauen? Der Schoenheitsfleck deutet auf Cindy Crawford hin. Wer eine plausible Erklaerung findet, bekommt einen Porno-manga zur Belohnung.

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Dienstag, 6. Januar 2004

erschuetternd

heute mittag wunderte ich mich leicht, wieso denn jemand im 4. Stock an den Fenstern ruettelte, wollte aber mal nichts sagen, in Japan ist ja so einiges moeglich, bis mir auffiel, dass alle im Raum ganz still und die Stimmung etwas angespannter wurde. "Earthquake" fluesterte jemand in meine Richtung, aha, das musste die Ursache fuer die Fensterruettellei gewesen sein. Habe also bei vollem Bewusstsein und in wachem Zustand ein richtig grosses und langes Erdbeben erlebt, aber nichts gefuehlt. Fehlt mir da etwa das Innenohr, oder bin ich gegen Erdbeben immun? Da wollte ich Euch von dem Gefuehl der Schwerelosigkeit und der ewigen Welterkenntnis berichten, das einen bei einem Erdbeben ueberkommt, aber nein, nichts hab ich gespuert. Meine Labortischnachbarin meinte etwas spaeter, Sie wuerde gerne in ein Land ziehen, in dem es keine Erdbeben gibt, ich schlug daraufhin den Rest der Welt mit Ausnahme Californiens vor, und unglaeubiges Erstaunen machte sich breit, als ich von der niedrigen Erdbebenfrequenz in Europa berichtete. Die Japaner halten ihre Insel fuer den sichersten Ort der Welt, wackele, was wolle.

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Samstag, 3. Januar 2004

neujahr

Geburtstag in NY, Neujahr in Tokyo. NY ist hauptsaechlich damit beschaeftigt, sich selbst in Szene zu setzen, Tokyo hat genug damit zu tun, den neuesten Trend zu suchen, der sich moeglicherweise gerade in NY versteckt. Als Auslaender faellt man in Tokyo fast nicht auf, keine starrenden Augen, keiner macht ein heimliches Foto und Maedels kichern nicht wie bloed. Einer von vielen Gai-jin, die sich andauernd daneben benehmen. Der Jahreswechsel ist in Japan das wichtigste Ereignis des Jahres, eine Erneuerung des frisch gereinigten Lebens. Den Jahreswechsel haben wir in Meiji-jingu verbracht, einem der wichtigsten Schreine Japans. Wie wir hatten auch tausende Japaner die selbe Idee und so warteten wir inmitten einer Menschenmasse vor dem Tempel um nach knapp zwei Stunden fast verfrohren in den Tempel vordringen konnten. Dort durften wir dann Muenzen ueber eine Reihe Plastikschielde tragender Polizisten werfen, die ein riesiges Geldauffangbecken bewachten. Man hatte mir vorher geraten, 5-Yen Muenzen zu werfen, das braechte am meisten Glueck, sicherhaltshalber, und etwas panisch, habe ich aber eine ganze Hand voll Kleingeld dem Glueck entgegengeschmissen. Risikostreuung, hoffentlich wirkts.

Die Party danach haben wir dann nicht wirklich gefunden egal, am naechsten Tag trafen wir diese zwei traditionell gekleideten Werbetraeger.

Am 2. Januar besuchten wir dann den japanischen Kaiser. Der Tenno ist nicht nur Japans nationales und religioeses Oberhaupt, sondern repraesentiert zudem eine ueber jahrtausende belegte Ahnenreihe, welche die Kaiserfamilie zur aeltesten regierenden Monarchie der Welt macht. Dem Shintoismus nach, ist er ein Nachfahre des Gruendergottes Japans, wird selbst als goettlich betrachtet und geniesst grossen Respeckt und Ansehen in der japanischen Bevoelkerung. Heute, wie zu einem Grossteil der Japanischen Geschichte, hat der Kaiser lediglich representative Funktion, und lebt vollstaendig von der Oeffentlichkeit zurueckgezogen, ueber sein privates Leben ist fast nichts bekannt. Am 23. Dez (Geburtstag) und am 2. Januar aber ist der Kaiserpalast fuer das Volk geoeffnet und die kaiserliche Familie zeigt sich der Menschenmenge. Das wollten wir natuerlich nicht verpassen, und haben, dem Strom der Menge folgend, ein enormes Aufgebot an Sicherheitsmassnahmen passierend und mit den verteilten Japan-flaggen ausgestattet, den Tenno besucht. Schliesslich trat die kaiserliche Familie in einen Panzerglasschaukasten und wurde ekstatisch mit den Faehnchen bewinkt und mit "Bonsai"-rufen bejubelt, die ihnen ein 10.000 jaehriges Leben wuenschen. Danach richtete der Tenno einige, ich vermute, hoefliche Worte an uns und konnte danach wieder ekstatisch bewinkt und bejubelt werden. Toll.

Neben der historischen Bedeutung, ist Tokyo aber insbesondere fuer die hohe Dichte an moderner Architektur besuchenswert. Hier einige Schnappschuesse:

Die farbenfrohe Replik eines aehnlichen Turmes in Paris ist das Wahrzeichen Tokyos (jap.: Tokyo Taa-wa) und dient als Funkturm fuers Fernsehen. Aehnliche Bauten gibts in verschiedenen Groessen in fast jeder japanischen Stadt, alle aber in froehlichem weiss-rot gehalten. Zum Schluss etwas Noergelei. Stilistischer Patzer 2003: das Hyatt, in dessen Hochhauskomplex alle Fenster huebsch mit Vorhaengen dekoriert sind:

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Donnerstag, 1. Januar 2004

Fashion

Man sagt, Tokyo sei in Sachen Mode dem Rest der Welt ca. 3-4 Jahre vorraus. Schlechte Nachrichten: Die 80er kommen zurueck, zumindest fuer Jungs. Enge Stoffhosen, dunkel zu weissen Tennisschuhen, am Besten Puma oder die alten Converse. Dann ein chalk-bag, Handytasche und Schluessel am Guertel alles durch Karabinerhacken lustig baumelnd verbunden und durch niedliche Snoopy- oder Animeplastikpueppchen verfeinert. Ich habe mir endlich ein Sweatshirt mit englischer Aufschrift gekauft. Hier die Abschrift:

EXTREME CHARM (gespielgelt geschrieben) Why there is a charm so Hair of as that is lovely the big eye Body as be crooked very cute Eating varibali musyamusya even anything it has said This large favorite child even a poor thing even a sweet thing If it becomes big it becomes what

Kann mir jemand bei der Sinnfindung helfen?

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Dienstag, 30. Dezember 2003

ratet mal, wo ich bin

Richtig, ich verbringe den Jahreswechsel in Tokyo, die Hauptstadt der japanischen Verruecktheiten, z.B. diese riesege Kackwurst auf einem Buerohochhaus:

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Montag, 29. Dezember 2003

kamoshirenai - society of uncertainty

"Wo sind denn eigentlich die Pipettenspitzen?" "Auf dem Schrank, dort, vieleicht." Immer wenn ich im Lab irgendjemanden irgendeine Banalie frage, schliesst sich an die Antwort ein vorsichtiges "Maybe" an. Anfaenglich hat mich das ja etwas irritert, schliesslich konnte jeder die Pipettenspitzen sehen, jeglicher Zweifel war unangebracht. Langsam begreife ich aber, dass sich dahinter die direkte Uebersetzung des japanischen "kamoshirenai" verbirgt, welches in jeder Situation angemessen benutzt werden kann, egal wie sicher man sich auch zu sein scheint. Z.B. neulich Rushhour in der U-Bahn, tausende Leute warten auf den Zug, und meine jap. Begleitung sagt: "Es wird voll, vieleicht." Ganz ohne Sarkasmus oder Ironie, einfach um den Satz etwas milder klingen zu lassen. Es war dann brechend voll. Die Verabschiedung einer Mitarbeiterin des Bueros fuer Auslaendische Studenten bildetet mit den Worten: "I will miss you all very much, maybe" den humoristischen Hoehepunkt des Abends. Wenn der Japaner einmal nicht vorsichtig genug ist, sich mit dieser Floskel aus der Verantwortung zu stehlen, und sich zu einer fast gewissen Aussage hinreissen laesst, antwortet der Gespraechsteilnehmer fuer gewoenlich mit dem Ausruf: "Uso!!!". Dirket uebersetzt heisst das "Luegner" und wird in jeder Situation des Erstaunens oder der Ueberraschung gebraucht. (Variabel zu benutzen: Majide, honto-ni) Falls sich also der Japaner mal fuer einen Moment sicher ist, wird die Aussage sofort in Zweifel gezogen, als Luege bezeichnet, und so das Gespraech unverzueglich wieder mit dem Schleier der Ungewissheit ueberzogen.

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Kacken verboten

welcher Art von Kleintier wird denn hier die Defaekation untersagt?

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Zehen

tragt Ihr in Deutschland eigentlich immernoch diese primitiven Socken, in denen sich alle Zehen gemeinsam hineinquetschen muessen? Hat nicht jeder Zeh das Recht auf eine eigene und angemessene Behausung?

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Dienstag, 23. Dezember 2003

osouji

Japan im Reinlichkeitswahn, selbst im Auquarium, das ich heute besuchte, wird wie wild geschrubbt und gebuerstet.

Hier im Pinguin- (jap: Pe-n-gi-n) und Delphinbecken in vollem Gange. Vorgestern wurde das Laub auf dem Uni-campus gemeinschaftlich aufgelesen, die Kantine hat alle Toepfe geschrubbt und selbst ich habe mein kleines Zimmerchen muehevoll in Ordnung gebracht. Dieser Putzfimmel bricht zum Ende des Jahres spontan bei allen Japanern aus, wahrscheinlich endemisch, oder irgendein Gen schaltet sich da ploetzlich an, da bin ich mir noch nicht ganz sicher.

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Montag, 22. Dezember 2003

hashi-profi

hab heute ein Spiegelei mit Staebchen gegessen. Wenn mich das mal nicht in die oberste Liga der Fingerfertigen katapultiert. Der Assimilationsprozess ist ab jetzt nicht mehr aufzuhalten.

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Samstag, 20. Dezember 2003

Das neue Jahr naht

und ist uebringens nach dem chinesischen Kalender das Jahr des Affen. Drum ist hier so einiges mit den putzigen Tierchen niedlich dekoriert, vor allem Grusskarten, die an Verwandte, Bekannte und Vorgesetzte verschickt werden. Damit die guten Wuensche zum exakt richtigen Zeitpunkt eintreffen, sammelt die japanische Post alle Neujahrsgrusskarten, um sie puenktlich am 1. Januar auszuliefern. Die Wichtigkeit des Ereignisses scheint den logistischen Aufwand zu rechtfertigen. Natuerlich ist nichts peinlicher, als eine Grusskarte von jemandem zu erhalten, den man selbst nicht mit frohen Neujahrswuenschen bedacht hatte. Deshalb muss der einseitge Gruss sofort, oder spaetestens bis zum 7. Januar, erwidert werden. Wollt Ihr mich also auch in eine Spirale der Hoeflichkeitzwaenge verwickeln, so braucht Ihr nur die frohen Festtage zu nutzen, und mir ein Kaertchen in das winterlich, verschneite Japan zu schicken. Ich verspreche nicht nur, sondern bin gezwungen, die 7 Tagesregel strengstens einzuhalten. Und so wirds gemacht: Um die Kartensammelei in Anspruch zu nehmen, sollte neben meiner Adresse, irgenwo auf der Karte auch diese Zeichen zu finden sein, die unbedingt mit rotem Stift geschrieben werden sollten:

Und hier meine Adresse:

Soeren Lienkamp Nagoya University International Ohmeikan A-232 165-1 Takamine-cho, Showa-ku, Nagoya 466-0811 Japan

Bitte nicht die roten Kanji (chin. Schriftzeichen) vergessen, die Postler hier sind sonst hoffnungslos verunsichert.

Hier noch ein Foto, heute morgen von meinem Balkon aus entstanden, das den eingeschneiten Nobelautohandel zeigt, in dem ich sonst immer die neureichen Yuppy-Japaner beobachte, die dort Benz und Prosche shoppen.

PS: Der Suchbegriff "Nichtraucherzeichen" hat soeben "Japan" ueberholt. Koennte moeglicherweise dadurch beguenstigt werden, dass "Nichtraucherzeichen" oefters hier mal wieder auftaucht. Wenn mir Google da nur nicht die ganz militanten Gesetzespocher auf die Seite lockt.

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Dienstag, 16. Dezember 2003

arubaito

Wenn Amerikaner einem Beruf nachgehen, ist das ein "job", in Deutschland eine Bezeichnung fuer eine Nebenbeschaeftigung, nicht vergleichbar mit Arbeit. In Japan heisst so eine Taetigkeit, bei der man sich weder zeitlich noch mental schwer verausgabt: "Arubeito". Ich gehe einer solchen Nebenbeschaeftigung nach, indem ich an einem Japanischkurs teilnehme, in dem prospektive Lehrerinnen ihre paedagogischen Faehigkeiten an echten Auslaendern ausprobieren koennen. Wir sitzen zu fuenft mit ca. 30 jungen, huebschen und wahnsinnig an Auslaendern interessierten 21 jaehrige Studentinnen in einem Kassenzimmer, die sich abwechseln, uns zu unterrichten. Eigentlich fast unanstaendig, dass ich dafuer auch noch Geld bekomme. Heute haben wir "verboten" und "erlaubt" gelernt:

die weniger huebschen Maedels filmen uns, um die peinlichsten Aussprachefehler digital zu bannen.

"Nichtraucherzeichen" bringt mir als Suchbegriff bei Google erstaunlich viele hits.

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Sonntag, 14. Dezember 2003

Christmas Danke

In Kobe kam ich neulich an einer deutschen Baeckerei vorbei, die mich durch ihr Sortiment an heimataehnlichen Teilchen und Torten anlockte. Ich trat ein, kaufte einen Puddigplunder, und nahm ein an der Kasse ausliegendes Werbeheft mit. Ueberrascht, ein deutsches Gedicht auf der Titelseite zu finden, begann ich zu lesen, und konnte ein spontanes Lachen nicht unterdruechen.

Aus unseren Herzen

Jade Nabrung hat ihren Platz im kalender und jader Mensch schmeckt gern die Jahreszeiten Die Hand der Natur angeleitet durch Gottes Rezept schenkte uns diese "Jahreszeiten der Aromen" Grusse mit den Aromen des Kalenders dekoriert auf eimem teller der Sinne

Auf Seite 6 findet sich dann dieses Angebot:

Christmas Cakes sind hier sehr beliebt, kommen eigentlich aus Amerika, lassen sich aber unter deutschem Markennahmen deutlich besser verkaufen. Es handelt sich um aufgepufften, weihnachtlich dekorierten Sahnetorten, die jeder Gebisstraeger schluerfen kann.

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Samstag, 13. Dezember 2003

4 Tage in Kobe

bin gerade zurueckgekehrt, die Stadt ist uebrigens wieder huebsch aufgebaut (95 war da ein Beben) und zum Andenken an die Opfer wird jetzt jedes Jahr eine Strasse mit dekorativen Lichterboegen geschmueckt. Ist ein riesen Specktakel und wirklich beeindurckend. Hier ein Ausschnitt:

Kennt jemand die Lichterwochen in Essen? Das ist ein Witz gegen die Luminarie in Kobe! Da hat denn natuerlich jeder sofort sein Telefon gezueckt und losfotographiert:

Das Ziel meiner Reise war ein Kongress der Gesellschaft der japanischen Molekularbiologen. Genial, 4 Tage wissenschaftliche Vortraege vom Feinsten, das war besser, als jede Sendung Telekolleg aus den 70ern mit Schlaghosen. Hier aber die beste, der sprachlichen Verfehlungen:

"Mice were used for immunization in the beginning, then immunized animals were changed into rats."

Na, das waer ja mal ein wissenschaftlicher Durchbruch gewesen, hat sich dann aber als Ente herrausgestellt. Maeuse bleiben Maeuse und Ratten bleiben Ratten.

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Montag, 8. Dezember 2003

sprechverbot

Japan ist ja bekanntlich eines der durchtechnisiertesten Laender der Welt, man denke nur an die elektornischen Haustiere (Aibo und Tamagochi) oder die digitale, gradgenaue Temperaturregelung in meiner Dusche. Ich erwaehnte auch schon mein Telefon, welches an Funktionalitaet jedes Spaceshuttle uebertrift. Hier nur schnell die Kurzdaten: Nimmt Filme und Fotos auf, sendet und empfaengt emails, surft im Zwischennetz, zwei farbige Dispalys (colorful windows), und man kann sogar damit telefonieren. Die ueberschwengliche Technikbegeisterung kann natuerlich nur von Einem gebremst werden, richtig, der japanischen Benimmordnung. Es ist unhoeflich, in der Oeffentlichkeit zu telefonieren. Wer schon mal mit der deutschen Bundesbahn gefahren ist, und miterleben konnte, wie die Nachricht einer 15 minuetigen Verspaetung von 30 Mitmenschen fernmuendlich in die Welt getragen und zynisch konnotiert wurde, der versteht den Schmerz, den nichttelefonierende Menschen durch allgemeine Mitteilungsbeduerfnisse erfahren. Diese Regel macht also durchaus Sinn, und ich erwarte, dass nach meiner Rueckkehr in die Heimat, auch dort soviel Anstand herrscht, nicht mehr im Zug zu telefonieren. Scheinbar gibt es aber auch hier in Japan Menschen, die sich dieses Gebotes nicht bewusst sind (wahrscheinlich Auslaender) und fuer die hat man dann Hinweisschilder aufgestellt:

(Die den Hintergrund bildende Britin wurde aus aesthetischen Gruenden im Bildaufbau benoetigt, aus aesthetischen Gruenden aber auch genau dort platziert.)

Was tun also Japaner, die in unguenstiger Situation angerufen werden? Sie rennen aufs Klo oder in den naechsten Erdbebenbunker. Kleiner Witz, Erdbebenbunker gibt's nicht wirklich.

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Sonntag, 7. Dezember 2003

Schnick schnack schnuck

vieleicht besser bekannt als "Stein, Schere, Papier", das Spiel, an das ich mich nur aus Kindergartenzeiten dunkel erinnern konnte, ist hier ein Volkssport. Nicht nur Kinder, die gerade keine Spielekonsole der dritten Generation zur Hand haben, spielen "janken", sondern auch ausgewachsenen Menschen dient dieses Spiel dem Entscheidungsfindungsprozess bei der Vergabe von unangenehmen Aufgaben. So wird bei uns im Labor nach dem Mittagessen das laestige Kaffeekochen an den Verlierer einer Runde Gruppen-"janken" deligiert. Die Abfolge der Spielzuege ist dabei so rasant, dass ich dem Ergebnis meist nicht folgen kann, bis mir schliesslich jemand erklaert, dass ich schon wieder den Kaffee kochen muss. Natuerlich ist die beste Spielstrategie von grossem wissenschaftlichen Interesse, und so existieren Theorien ueber die Wahrscheinlichkeitsverteilung der gezeigten Zeichen (Schere ist am aufwendigsten, wird also am wenigsten gezeigt) und die zu antizipierenden Strategie der Gegner. Alle wissen, dass Stein hauefiger gewinnt, deshalb zeigt jeder Schere, da dies aber alle vorraussehen, ist es unklug Schere zu zeigen. Dann haengt natuerlich alles davon ab, wie die Spielzuege der letzten Tage verliefen und dann ist wirklich absolut unklar, welches Symbol die besten Gewinnaussichten hat. Jedenfalls habe ich in letzter Zeit recht haeufig Kaffee gekocht, wobei ich das Gesoeff doch hasse.

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Samstag, 6. Dezember 2003

grosse Labgeschichte

lange postingpause, ich weiss, aber zur Entschuldigung gibts heute die grosse Laborgeschichte. Fuer diejenigen, die eher zufaellig hingestolpert sind: ich arbeite in einem molekularbiologischen Labor, und spiele mit Wuermern. Der Fadenwurm C.elegans, ein pussierliches Tierchen, den man lustig zum Leuchten bringen kann und munter genetisch mutieren kann, wird auf Japanisch als "Mushi" bezeichnet. Mittlerweile kann ich das ohne schelmisches Grinsen aussprechen, und bin gut damit beschaeftigt, die Tiere zu paaren und ihr Liebesspiel durch das Stereomikroskop zu beobachten. Das Maennchen hat einen saugnapfartigen Schwanz, mit dem es das Weibchen (Hemaphrodite, eigentlich) abschleckt, um die Vulva zu finden, und dort ... na, ja ich will ja nicht so explizit, wie diese japanischen Comics werden. Man hatte mich ja gewart, in ein japanisches Forschungslabor zu gehen, offenbare suizidale Absichten, die Arbeitszeiten seinen gewoehnungsbeduerftig, und alle Reagenzien seien mit unleserlichen Zeichen beschriftet. Und so kam es dann auch. Besonders die Arbeitsmoral der Japaner ist ja legendaer, aber live und in Farbe noch eindurcksvoller. Natuerlich ist Samstag ein Arbeitstag, besonders gut geeignet, um ein Laborseminar abzuhalten, das garantiert zahlreiches Erscheinen und foerdert die Produktivitaet enorm. Auch bis 10 oder spaeter ist das Labor nicht verwaist, und zur Uebersicht ueber den jeweiligen Arbeitsstatus der Mitarbeiter gibt es ein grosses Magnetbrett, auf dem jeder, durch ein Nippesmagnet representiert, seinen Aufenthaltsort signalisiert. Hier mein Name in Katakana und mein Magnet:

Es ist ein Shusi mit Shrimps, wirklich lecker. Hier das Symbol fuer unseren Chef, ein richtiger Spassvogel:

Die japanische Benimmordnung sieht vor, dass jeder, der eine Reise unternimmt, den Daheimgebliebenen eine kleine Leckerei, oder ein aderes Andenken mitbringt (omiyage). Die Regel tritt bei jedem noch so kurzem Tagesauflug uebers Wochenende in Kraft, und so gibt es fast jede Woche kleine Suessigkeiten, Kekse, oder Glibberiges, das meiste schmeckt nach Fisch. Hier mein Arbeitsplatz, mit Mikroskop, Gelkammer und Reagenzien:

Und hier ist der Platz, an dem ich Hausaufgaben fuer den Japanischkurs mache, gruenen Tee trinken, Manga lese (links im Bild) und manchmal schlafe:

Zuerst war ich leicht irritiert, dass nicht nur die mitgebrachten Leckerlie, sondern auch gruener Tee und das mitgebrachte Mittagessen ohne Hemmungen ueberall im Labor verspeist werden koennen. Ja inmitten der Chemikalien, auesserst praktisch neben dem Westernplatz geleben, befindet sich eine Kochzeile, die haeufig zur Zubereitung von Schnellsuppen oder Nudelgerichten genutzt wird. Acrylamid ist als Zutat scheinbar nicht so gefuerchtet, und dank dieser Gefahrenbewaertung habe ich auch voellig meine uebertriebene Angst vor Ethidium Bromid und Phenol ueberwunden.

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Dienstag, 2. Dezember 2003

Das Foto habe ich vor 2 min hier auf dem Campus der Nagoya Universtitaet gemacht. Was faellt Euch auf? Richtig, alle studentischen Fahrraeder sind ordentlichst hinter der weissen Linie geparkt und exakt parallel eingereiht. Allerdings habe ich die Vermutung, dass dort ein Stosstrupp pensionsnaher Verwaltungsangestellter zur winkelgegerechten Ausrichtung der Fahrraeder beordert wurde.

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Sonntag, 30. November 2003

bei Google auf Platz 6 mit den Suchbegriffen Japan und Ploblem. Juhu.

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Samstag, 29. November 2003

mochi

Heute waren wir, das heisst das halbe Labor, auf Einladung Kajino-sans zu Besuch bei seinen Eltern, um der jaehrlichen, traditionellen Reiskuchenzubereitung beizuwohnen. Der Reis dafuer ist besonders klebrig, also noch klebriger, als der zum Essen servierte, also unendlich klebriger als Uncle Ben's. Nach dem Kochen wurde dann der Reis in einer Steinschale mit 100 Hammerschlaegen zu einer homogenen Masse geklopft. Danach folgte die Zubereitungsprozedur, in der kleine Reiskuechlein gerupft, und mit verschiedensten Gewuerzen bestreut oder uebergossen wurden. Die ganze Sache war natuerlich mal wieder ne Gruppenaktivitaet, jeder durfte mal haemmern, bestreuen oder betraeufeln, und am Ende seine Tupperdose fuellen. Dieses Wochenende werde ich nicht hungrig einschlafen. Das erste Foto zeigt sensei (Prof.) am Hammer, das zweite die gemeinschaftliche Zubereitungsprozedur.

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Freitag, 28. November 2003

mal wieder muell

das Geraeusch kannte ich schon aus der Softballwoche, der Wecker war der selbe, die Uhrzeit auch. 6:45 Uhr morgens. Tischtennistraining oder Go-tunier, was wuerde es diesmal sein? Nein, der lang erwartete und gefuerchtete Muellsortierwoche hatte unseren Flur erreicht. Wir sind dann also alle putzmunter in den Hof gelaufen, um diesen 3m hohen Tuetenberg aus Pula (Plastik) nach schlecht gespuelten Bentoschachteln, oder frevelhaft falsch sortieren Haarpflegemittelverpackungen zu durchwuehlen. Vorbildhaft umweltbewusstes Verhalten, hier sollte mal eine Delegation aus Freiburg anreisen, um zu sehen, wie man wirklich oekologisch korrekt handelt! Oekohauptstadt, dass ich nicht lache. Bevor es losging, bekam aber jeder ein paar weisse Unterhandschuhe an, ueber die dann dicke, pinke Gummihandschule gestuelpt wurden. Nach Ende der Prozedur wurden die Gummihandschuhe mit Pflegeseife eingesprueht, gruendlich gereinigt, abgespuelt, und die Unterhandschuhe zur Waesche gegeben. Hygiene muss sein.

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Donnerstag, 27. November 2003

gomenasai

diese Woche war bisher etwas stressig. Am Wochenende hab ich diese Magisterarbeit einer japanischen Studentin korrigiert, die auf Deutsch ueber die Hirarchische Strucktur der Arbeiterpolitik zur Nazizeit geschrieben hat. Es war schon etwas merkwuerdig, dass wir uns ueber einen Treffpunkt am besten auf japanisch verstaendigen konnten, Deutsch sprechen war nicht so ihre Sache, und beim Lesen ihrer Arbeit offenbarten sich dann auch einige grammatikalische Ungereimtheiten. Dabei ist mir doch wieder mal aufgefallen, wie verdammt kompliziert die deutsche Sprache ist, diese Partikel soll ein Japaner mal verstehen, gerade der Unterschied zwischen den und dem, wo es hier doch weder Faelle, noch Plural gibt. Hier der lustigste Satz: "Auch im Bolschewik zeichneten viele Juden sich aus, weil an diesem Revolution viele juedische Juenglinge teilnahm." Letzten Freitag fragte mich mein Professor, ob ich nicht an der Diskussionsrunde der C.elegans-Forscher am Mittwoch teilnehmen wolle, hab ich natuerlich gleich zugesagt. Am Dienstag stellte sich heraus, das ich meine Ergebnisse da praesentieren solle, da war wohl die Wortwahl zwischen "to be present" and "to present" nicht ganz geglueckt. Ich hatte also einen Abend zur Vorbereitung, und heute (Donnerstag) war dann die erste Japanisch Klausur, auf die ich mich dann in einer Nacht vorbereiten musste. Zur Belohnung fuer das Lesen dieser Litanei gibt's jetzt noch zwei amuesante Fotos aus meinem Leben:

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Sonntag, 23. November 2003

abstimmungsverhalten

Die grosse Wohnheimvollversammlung war gestern abend, das Ereignis, bei dem die studentische Selbstverwaltung zur Hoechstform auflaeft, Demokratie in Reinkultur praktiziert und der politische Diskurs gepflegt und gefeiert wird. Denkste. Hier laeuft das anders. Die vom Verwaltungskommitee zur Abstimmung gestellten Programmpunkte wurden alle, ohne Gegenstimme angenommen. Das muss man sich erstmal vorstellen, ein Saal mit ca 300 Studenten und KEINER hat einen Einwand, stellt eine kritische Frage, labert dumm rum, oder stimmt aus Trotz gegen die Muelltrennung. So ein Demokratieverstaendnis haette ich hoechstens in der Deutschen Demokratischen Republick fuer moeglich gehalten. Nur nicht auffallen, ist hier oberstes Gebot, dann aber gruene Haare, ja das soll jemand verstehen.

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Donnerstag, 20. November 2003

lesen koennen

endlich bin ich fast kein Legasteniker mehr. Das liegt daran, dass ich mir einen iPAQ zugelet habe(son Organizer, der als voll funktionstuechtiger PC im Taschenformat vermarkted wird, dann aber doch nur Termine fuer zwanghafte Menschen verwaltet). Das Ding kann aber selbst stuemperhaft gezeichnete Kanji (chin. Zeichen) erkennen, und gibt ne ganz gute Uebersetzung ab, nuetzlich fuer mich. Bisher habe ich also das Nichtraucherzeichen, eine Schlagzeile der Zeitung und 2 Seiten Manga (Comics) uebersetzt. Das Nichtraucherzeichen haette ich vieleicht auch am Symbol erkennen koennen, Lokalpolitik interessiert mich wenig, und die Hauptfigur im Manga litt unter uebermaessiger Kopfbehaarung und schwelgte in depressivstem Selbstmitleid seines Afros wegen. Jemand reiche ihm eine Schere. Ja, gibts denn hier nicht vernuenftiges, was ich lesen koennte? Vieleicht kann ich demnaechst im Supermarkt Hundefutter von Gulasch unterscheiden, oder die Nuancen der 350 verschiedenen Sojasaucen entschluesseln. Vieleicht entziffere ich heute abend aber auch nur die Zeichen auf der Bierdose aus dem naechsten Automaten. Man achte auf das kleine Faesschen oben rechts.

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Dienstag, 18. November 2003

kulturexportschlager

Janosch und Bundeswehrhemden sind scheinbar das Beste, was die deutsche Kultur and Exportguetern zu bieten hat. Fuer jeden Geschmack etwas, nur kombinieren sollte man Janoschplueschtiere und Bundeswehrklamotten vieleicht nicht. Haeufiger sieht man hier aber Maedels, die mit einem Plueschtier im Arm durch die Stadt flanieren. Das soll dann niedlich wirken.

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Freitag, 14. November 2003

batting average: 1.0

Der soziale Druck war zu gross. Ich konnte einfach die andauernden Einladungen beim Softballtunier mitzuspielen nicht mehr ablehnen, ohne als wirklich saufauler Auslaender abgestempelt zu werden. Trotzdem hatte ich einige Vorbehalte gengen die Idee um 7.00 Uhr morgens Softball zu spielen, zudem meine Augen (L: -9.75 dptr R: 3.25 dptr; stereotaktisches Sehen nicht vorhanden) mich nicht gerade fuer einen Sport mit auf Kopfhoehe fliegenden Hartplastikbaellen qualifizieren. Und dann im Halbschlaf.

Ganbatte! Ich nahm dann meine Position am 3. Mal ein (3rd base), und schon in ersten Inning offenbarte sich, dass keiner die Sache wirklich ernst nahm, vieleicht waren wir auch einfach sauschlecht. 15 Runs gegen uns, und die Stimmung wurde heiterer. Je heftiger wir verloren, desdo lauter und haeufiger wurden die Witze. Als irgendwann der Pitcher ne Kippe im Maul hatte und der Shortstop in -und spaeter ohne- Unterhose spielte, und keiner mehr vor Lachen spielen konnte, war klar, dass die Japaner scheinbar doch einen Sinn fuer Spass haben. Und das in Eiseskaelte, um 7:00 Uhr morgens, ohne Alkoholeinfluss, waer haette das gedacht?

persoenliche Bilanz: Hit beim ersten Pitch, save auf first, der naechste Hit ging direkt auf 2nd, da konnte ich auch nichts mehr machen.

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Donnerstag, 13. November 2003

im Aufzug aufgepasst

bei jeder Art von seismischen Erschuetterungen ist der Gebrauch der Aufzuege untersagt. Toll, wie hier die Gembaeude bei Erdbeben so mitschwabbeln, ohne nachzugeben. Die Zeichnung ist der Realitaet streng nachempfunden, hoffentlich.

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Mittwoch, 12. November 2003

lieblingsschild

ueberall, im Labor, im Wohnheimzimmer, auf der Strasse, auf dem Klo, ueberall sind Hinweisschilder mit Ge- oder Verbotsanordnungen. Die ernorme Vielfalt und die Menge der Schilder im Verhaeltnis zur Wandflaeche deutet auch auf eine dekorative Funktion hin. Keines dieser Schilder kann ich lesen, was mich aber nicht davon abhaelt, diverse gasbetriebene Geraete, Zentrifugen oder Autoklaven froehlich zu benutzen. Hier mein Lieblingswarnhinweisschild:

Was bedeuten eigentlich alle diese Zeichen?

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Samstag, 8. November 2003

style wars

Der Trend fuer Jungs geht in diesem Herbst zu strubbelligen und blondierten Haaren, aber lang genug, um zottelig ueber die Ohren zu haengen. Hab leider keinen Frisurvorschlad fuer meinen Haartyp in diesem Heft gefunden. Diese rostig, roetliche Haarfarbe ist das hellste, was die Japaner selbst mit den aggressivsten Blondierungsmitteln hinkriegen. Die aermsten. Tja, kann ja nicht jeder mit meiner Haarfarbe gesegnet sein.

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