Donnerstag, 8. Juli 2004

嘘ばかり alles gelogen

die ganze Aufregung um die Regenzeit -ganz Japan verwandelt sich in eine Schimmelpilzlandschaft.. blah blah ..- hat sich als gigantische Luege herrausgestellt. Diesen Fruehling ist die Regenzeit irgendwie ausgebieben. Ich hatte ja sowieso nicht dran geglaubt, aber die Japaner versichern standhaft, dass die schon Wochen anhaltende Duerre eine aussergewoehnliche Seltenheit sei, und die Klimakatastrophe nun endgueltig unsere Zivilisation vernichten werde. Entweder die Japaner uebertreiben immer und ueberall, oder das Ende unserer Spezies ist besiegelt. Wir werden sehen. Wenn es richtig heiss wird in Japan, sucht der Einheimische Erfrischung in Form gefrohrener Koestilichkeiten. Da aber Japan in den 60ern nicht mit italienischen Gastarbeitern geflutet wurde, ist der Speiseeismarkt, wie wir ihn kennen, einzig und allein von Haagen-Daaz monopolartig beherrscht. Der Japaner bevorzugt aber in heissen Tagen lieber einen grossen Becher gefrohrenes, geschreddertes Wasser, mit Syrup uebergossen. Klingt erstmal langweilig, ist aber in Gaumentest erstaunlich lecker. Uns kam zu Ohren, dass es einen Laden gaebe, in dem man diese Eisschredderbecher sogar mit echten Fruchtsaeften uebergossen erstehen koenne, und so brachen wir gestern mit ein paar Fruechtchen vom Labor zu einer Expedition in das Paradies der wahhnsinnig teuren Frischfruechte auf.

Das ist ein Mango-furapee, war wirklich lecker, und mitlerweile bin ich an das japanische Preisniveau so aklimatisiert, dass ich 500¥ (5 Eur) fuer geschreddertes Wasser als guenstig empfinde. Aber dann gab es doch tatsaechlich einen Moment des Erstaunens, als ich die Preisschildchen an den Melonen erspaehte:

Joo, 60 Euro fuer ne Melone??? Das sind ja 120 DeutschMark, 400000 Reichsmark und in meinen Augen einfach zuuuu viel Geld fuer ne doofe Melone. Man erklaerte mir aber, dass je huebscher der Stiel gechnitten, und die Musterung der Schale erhalten sei, desdo teurer die Melone. Man verschenkt die Prachtstuecke, edel verpackt, bevorzugt bei Krankenbesuchen.

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Montag, 5. Juli 2004

im Delir: der Beweis

hier das Ergebnis meiner fotographischen Glanzleitung des Wochenendes. Japanische Elitestudenten in freier Wildbahn, sturz-sternhagel-dichtestens-ober-kante-unter-lippe-besoffen und dann auch noch in Frauenklamotten, ja seht selbst:

Der Typ, der sich hier in rechtwinkliger Position zeigt, hat wirklich nen Rock und Kniestuempfchen an, und war auch noch geschminkt. Das ist hier nichts ungewoehnliches, sondern eine kulturelle Besonderheit der japanischen Vergnuegungsgewohnheiten. Manche gehen auch in richtigen Schulmaedchenuniformen auf die Piste, und bei der vorhergehenden Feier gab es einen Saufwettbewerb, bei dem die Jungs schnellstmoeglich pinke Rueschenkleidchen ueberzogen, um dann zu saufen und anschliessend die ganze Sache in einen Muellbeutel zu spucken. Der exzessive Alkoholgenuss wird natuerlich auch durch den Enzymmangel beguenstigt, der fuer ein kostenguenstiges Vergnuegen sorgt. Ich selbst finde mich ja nach ein paar Bier schon mal ueber Porzellanschuesseln meditierend, doch im weltweiten Vergleich stellt sich eine germanische Leber doch als vorteilhaft herraus. In letzter Zeit ist es mir mehrmals passiert, dass ich wildfremden Menschen mit der Beschreibung: "Das ist Soeren, aus Deutschland, und er ist alkoholresistent" vorgestellt wurde.

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Freitag, 2. Juli 2004

das Wurmtreffen

fand unter luxerioeseren Bedingungen statt, als erwartet, hier eine Aufnahme:

Da duerft ihr jetzt nicht denken, dass ich das von nem Prospekt abfotorafiert habe, ne, ne, da war ich wirklich. Der ganze Komplex ist von Tadao Ando gebaut, der weltberuehmte japanische Starachritekt, der gerne Treppen ins Niergendwo laufen laesst, deshalb hier ein kulturell wertvolles Foto:

Zufaelligerweise wohnte in dem Hotel auch die englische Nationalmanschaft, waehrend der Fussi-WM vor ein paar Jahren, und im Andenken an die Helden vergangener Tage hingen ueberall ueberlebensgrosse Fotos von Groessen, wie Beckham-sama etc.

David Beckham wird hier uebrigens mit der Ehrenbezeichnung sama betitelt, die man sonst nur fuer Kunden und Naturgoetter gebraucht. Das hat er seinen augefallenen Frisuren zu verdanken, die in Japan mehr Aufmerksamkeit erregen, als die Depression der kaiserlichen Prinzessin.

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Sonntag, 27. Juni 2004

Terroristen im Fernsehen

Da schau ich doch neulich ganz unbescholten und nichts boeses ahnend in meinen Fernseher, als ploetzlich in diesem Kinderprogam mit Kaeru-kun (der Frosch) und Ushi-kun (die Kuh) dieser furchterregende Terrorist auf Abwegen auftaucht. Was hab ich mich erschreckt.

Ich hoffe, Kaeru-kun und Ushi-kun sind nicht immernoch in der Hand ;-) des Entfuehrers mit Henkerskaputze.

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Freitag, 25. Juni 2004

Schleimwurm

an meinem Bein:

Ist das nicht super ekelhaft? Ich bin nur quer ueber den Campus gefahren, und als ich im Labor, wie ueblich meine Schuhe auszog, kroch da etwas Schleimiges an meinem Bein hoch. Hab es panikartig auf den Boden geschleudert, und dann fotographiert. Und was schreien die Japaner, wieder ekstatisch: かわいい (ohhh wie sueesss), ich konnte nur mit einem こわいよ (ist doch furchterregend) antworten. Bah, diese fremden Laender sind immer noch abendteuerlicher als man denkt.

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Donnerstag, 24. Juni 2004

Da unser Japanischkurs mit intaraktiven Aktionen und Projekten reichlich gesegnet ist, kommen wir ab und zu in den Genuss, mit echten Japanern sprechen zu duerfen, als ob die uns nicht sowieso zu Genuege begegneten. Diesmal sollten wir den echten Japanern geschickt und hoeflich formulierten Fragen zur japanischen Wirtschafts- und Arbeitslage stellen. Die aeltere Dame, die uns, dem Ami Luca und mir, zugeteilt wurde, war nicht nur schwerhoerig, sondern auch noch leicht verwirrt. Ihr Sprachfluss war unbremsbar und mit unverstaendlichsten Vokabeln gespickt. Sie hatte es sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht, unbescholtenen Austauschstudenten die Freude an der japanischen Sprache gaenzlich zu vermiesen. Es begann schon desastroes, als sie meinen Namen mit meinem Herkunftsland verwechselte, und da "Soeren" so aehnlich klingt, wie das japanische Wort fuer Sowjetunion, war sie ueberzeugt, ich kaeme aus einem Land, dass seit ca 10 Jahren von der politischen Landkarte verschwunden ist. Beharrliche Beteuerungen meinerseits wurden schlicht ueberhoert. Wir stellten also unsere erste, geschickt vormulierte Frage, wie die Arbeitssuche in Japan funktioniere, auf die ein unbremsbarer Redeschwall folgte, der ab und zu dadurch unterbrochen wurde, dass die Dame unsere unverstaendlichen Blicke bemerkte und, als koenne uns dies erleuchten, chinesische Zeichen zeichnete. Da die japanische Sprache eine geprochene Zeichensetzung hat, werden Fragen z.B. mit der Silbe ka beendet. Als die Dame ihren Redefluss mit genau dieser Silbe endete, war klar, dass wir nun antworten sollten. Peinliche Stille breitete sich aus, und wir stellten einfach die naechste Frage, in der Hoffnung, dass sie nicht schon beantwortet worden war. Luca entwickelte im Laufe des Gepraechs drei geniale Strategien, der katastrophalen Kommunikationsfalle zu entkommen. Entweder er begann, sich fieberhaft Notizen des vermeindlich Verstandenen zu machen, volle Konzentration auf das Nachschlagen eines unbekannten Wortes vorzutaeuschen, oder einfach loszuplappern, von seinem zweiten Leben als nach NY pendelnder Radiotechniker zu berichtend. All diese Bemuehungen hatten die Effekt, dass Redeschwall mit anschliessenden Fragen nach der Lage unseren Herkunftslaendern zunehmend auf mich konzentriert wurden. Trotzdem ich jeden Satz mit den unmissverstaenlichen Worten "IN DEUTSCHLAND ..." begann, wollte sich die gute Dame nicht davon abringen lassen, nach der Arbeitsmarktlage in der Sorwjetunion zu fragen. Gluecklicherweise war die Zeit abgelaufen, befor die Lage gaenzlich eskalieren konnte, und ich verliess den Untericht mit der Gewissheit, immernoch kaum ein Wort Japanisch verstehen zu koennen.

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Montag, 21. Juni 2004

Kaetchen und Taifun

heute ist der erste richtige Taifun gekommen, Wind und Regen verwandleten Japn blitzschnell in eine riesiges Sumpfgebiet und da die Wassermassen schnell Strassen in reissende Stroeme verwandlen koennen (すごく危ない) wurden alle Schulen und Unis geschlossen.

Aber keine Sorge, im Labor lief natuerlich alles wie immer, und statt frei hatten wir die naechste Sprechprobe fuers Wurmteffen. Da aber die Schulen geschlossen waren, hat die niedliche Kumita-san, ich berichtete vor einer Weile von ihrer heroischen Rettungsaktion des superniedlichen Kaetzchens, ihre zwei superniedlichen Kinder mit ins Labor gebracht.

Hier noch ein aktuelles Foto des superniedlichen Kaetzchens, gerade in ihrem Katzenkloh sitzend.

Uebrigens hat sie seinsei jetzt offiziell benannt: Hime-chan (姫ちゃん)zu deutsch: Prinzessin. Das Knuddelvieh ist dann auch promt aus dem Buero ausgebuechst, weil die Blagen nicht aufgepasst haben. Dann wurde ein Schild angefertig, dass alle zur Ruecksicht auf Hime-chan bei der Oeffnung der Tuer aufforderte, das Kaetzle, koenne verletzt werden (すごく危ないから).

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Sonntag, 20. Juni 2004

Garmany's best

auf der Speisekarte unter "Bier"

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Wurmtreffen

fuer das Wurmtreffen muessen wir natuerlich unseren Vortrag auswendig runterrattern koennen, fuer die Japaner ja auch die einzige Moeglichkeit mehre Saetze auf Englisch fast fluessig zu sprechen. Das fuehrt dann aber zu einem Sprachfluss, der eher den fruehen, von Computern generierten synthetischen Stimmen aehnelt. Aber wahrscheinlich sind die fruehen synthetischen Stimmen in Japanischen High-tech Firmen entwickelt worden und der Klang ist ganz authentisch.

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Mittwoch, 16. Juni 2004

ueberlebt, fast

endlich, die erste Uebung ueberstanden. Uebung fuer meinen Talk auf dem Ostasiatischen-Wurm-Treffen, an dem ich in zwei Wochen teilnehmen werde. Das ist auf jeden Fall der humoristische Hoehepunkt meines Lebenslaufes. Werde dort meine leuchtenden Wuermchen den Wurmbegeisterten Asiens vorstellen koennen. Entgegen allen Erwartungen hat seinsei nicht meinen Vortrag in der Luft zerrissen, und die echte Darbitung vor den Asiaten ist jetzt also nur noch ein Kinderspiel.

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Dienstag, 15. Juni 2004

すごくかわいすぎる Kaetzchen Teil 2

Das super niedliche Kaetzchen ist weiterhin Hauptgespraechsthema im Labor. Die Japaner rasten ja sowieso sofort aus, wenn irgendwas schnuckelig wirkt mit dem Aufschrei "kawaiiiiiii". Das kleine Kaetzle ist mitlerweile deutlich munterer geworden, allerdings kann die niedliche Kumita-san (heute schon im Feierabend, deshalb kein Foto) das Kaetzle unmoeglich selbst behalten, weil keine Kleintiere in ihrer Wohnkabine erlaubt sind. Japaner wohnen fuer gewoehnlich in winzigen Wohnungen in gigantischen Apartmenthaeusern, die man als "Mansion" bezeichnet. Da hat sich also unser Chef (sensei) erbarmt und sich des kleinen Kaetzchens angenommen. In der Woche wohnt das Tierle nun bei ihm, und wird von seiner Frau und Familie liebevoll betreut. Ach, so, fragte ich neulich, dann wohnt sensei also in einer groesseren Wohnung, in der Kleintierzucht gestattet ist? Nein, auch sensei wohnt in einem Mansion, Felltiere sind auch dort nicht gestattet, aber da er der Chef ist, darf er natuerlich das Kaetzchen behalten.

Werde in Kuerze ueber den weiteren Verlauf der Geschichte berichten, mehr dann auch von den Geruechten, seinseis Tochter habe eine Tierhaarallergie entwickelt.

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Sonntag, 13. Juni 2004

das super niedliche Kaetzle

Dieses kleine, pussierliche, und handzahme Kaetzchen wurde von unserer Lab-sekretaerin neulich gerettet und in ihre Obhut genommen. Das arme Tierchen war irgendwie streunend rumgelaufen, genau hab ich die Leidensgeschichte nicht verstanden, auf jeden Fall hat es die ebenfalls niedliche Kumita-san aufgepeppelt und ins Labor gebracht. Wir stehen jetzt immer im Buero rum und staunen das kleine Ding an, wie es tapsig durch die Akten streunt und keiner arbeitet mehr wirklich. Kumita-san hat neulich sogar ein O-bento fuer das Kaetzchen mitgebracht. (eine Art Luchpacket, etwas Reis in der Tupperdose und kleine Leckereien, machen Japanerinnen normalerweise fuer den Jungen mit dem sie wirklich ins Bett wollen) und dann wurde noch mit der Baby-Flasche etwas Wasser hinterhergekippt. Ich wartete nur drauf, als das Kaetzle danach wieder durch die Akten lief, dass bald auch etwas anderes fliessen wuerde, und da kam es schon ... Grosses Geschrei, ohh, die Suppe ueberall, nee, jetzt steht neben der Kiste mir der Schlafdecke und den Spielsachen auch ein Katzenkloh. Werde berichten, wenn das Vieh Stubenreinheit erreicht.

Um mehr weibliche Leserschaft anzulocken, verspreche ich ab jetzt regelmaessig ueber das Kaetzle zu berichten!

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Samstag, 12. Juni 2004

Baseball in Japan oder "Honnecker lebt als Koala weiter"

War diese Woche bein einem Spiel der Nagoya chunichi Dragons (sprich: du-la-gon-su), dem hier heimischen Baseballteam. Das Spiel fand im Nagoya dome statt, einem nicht nur vollueberdachten, sondern auch vollklimatisierten (!) Stadion statt. Das Beweisfoto:

Bisher war ich in meinem Leben bisher auf genau 3 Sportveranstaltungen groesseren Ausmasses. 1. Cleveland Indians vs. Boston Red Sox (1995) 2. Olympische Spiele Sydney (2000) und 3. Vfl Bochum gegen Stuttgart (2004), ich gehe also ca. alle 5 Jahre in ein Stadium. Trotz meiner langjaehrigen Sportveranstalltungserfahrung habe ist noch kein so durchorganisiertes und reinliches Ereignis erlebt. Jedes Inning, also alle 30min, ging ein Typ mit feuchtem Mob durch die Gaenge und ein Sicherheitstyp hielt ein Schild hoch, das hoeflich darum bat, keine Gegenstaende zu werfen. Sogar der Rasen auf dem Spielfeld, war durch Teppich erstetzt.

Auf ausrastende und Gegenstaende werfende Fans war man offenbar vorbereitet, doch waren alle Zuschauer, die ich beobachen konnte weit davon entfernt, sich auch nur von den Sitzten zu erheben. Stattdessen jeder diese hohlen Plastikschlegel ausgestattet, die ueberall verkauft wurden, und mit den Insignien des heimischen Teams geschmueckt sind. Diese Baseballschlaegern nur optisch aehnlichen, und als Schlagwaffe gaenzlich unbrauchbaren Geraeuschelemente erzeugen meim gegeneinanderschlagen einen dezenten, dumpfen Klang, nicht zu aufdringlich, um andere zu stoeren, aber ideal, um Gemeinschaftlich das heimische Team anzufeuern. Da keiner ein lauteres Instrument mitgebracht hat (ich denke nur an die Druckluftroeten oder Ratternde Terrorinstrumente in Bochum) ist das leise Klappern also genau richtig, um nicht allzusehr in der Masse aufzufallen. Der Tackt wurde dann jedes Inning von einem animierten Koala-baeren auf der Grossleinwand vorgegeben, und gemeinschaftlich mitgeklatscht. Obwohl der Klopfryhtmus waehrend des gesamten Spiels unveraendert blieb, wurden diese Uebungen jedes Inning durchgefueht, offenbar, um alle asynchron gewordenen Geraeuschelementeschlaeger wieder in den gemeinsamen Tackt zurueckzufueren.

Das hatte da schon etwas von Grossveranstaltungen vergangener Tage in Nuernberg oder im Palast der Republik, hier stand aber alles unter der Schirmherrschaft der niedlichen Drachen, die man in den Farben babyblau oder rosarot als Kuschelelemente kaeuflich erwerben kann. Habe erst auf Nachfrage, welchem Tier denn diese Gestalten aehneln sollen, erfahren, dass es sich um die erwaehnten „Dragons“ handele, gaenzlich liebevolle und keinesfalls furchterregende Wesen.

PS: ach, hab ganz vergessen das Foto von den getrockneten Tintenfischen hochzuladen, warum werden die eigentlich nicht auf Schalke verkauft? Zu nem frischen Kuehlen lassen die sich immer gut wegknabbern.

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Montag, 7. Juni 2004

Regenzeit

Jetzt hat sie wirklich angefangen, die gefuerchtete Regenzeit.

so trist sieht Japan im Regen aus. Die Aussichten sind nicht gut. Einen Monat soll es dauern.

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aus der Reihe wundersame Lebensmittel, hier die Spaghettig a la Itchigo (erbeere)

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Sonntag, 6. Juni 2004

haarschnitt, jetzt endlich

Ueberwachsen Haare die kritische Ohrengrenze, sehe ich nur noch schrecklich aus. Drum war es mal wieder so weit, der Friseurbesuch liess sich nicht mehr hinauszoegern. Ich entschloss mich, den billigsten Laden aufzusuchen, denn wenn man schon den Kopf hinhaelt, sollte man wenigstens finanziell kein Risiko eingehen, so meine Ueberlegung. Als ich den Laden betrat und mich eine dicke, nach Chefin aussehende Matrone emfing und zum Haarwachbecken kommandierte, konnte ich nicht mehr entkommen. Die kleine, niedliche Auszubildende, bereit und offensichtlich in freudiger Erwartung, meine blonde, exotische, Haarpracht einseifen zu koennen, wurde ruede von der Chefn bei Seite gestossen. Die Matrone wollte offenbar selbst Hand anlegen und nach dem mir eine Mullbinde schuetzend uebers Gesicht gelegt wurde, begann die Prozedur. Waehrend mir jede behaarte Stelle ueberhalb des Halses fuenfach eingeseift wurde, schweiften meine Gedanken ab, ob die Gruedlichkeit der Japaner eher eine Tugend oder ihre Pedanterie ein Fluch sei, ob jemals ein Japaner irgendetwas unvollendet lassen koennte, und ob eine adaequate Uebersetzung fuer "des pascht schoh" in die japanische Sprache moeglich sei. Eine gedankenverlorene Weile spaeter fiel mir auf, dass die Haarwaschprozedur ohne ersichtlichen Grund weiterhin anhielt. Als die exissive Prozedur ein Ende fand, wurde ich, in einen Handtuchturban gehuellt, in Richtung Schneidesessek geschubst waerend, mir alle Angestellten des Laden ein begeistertes "お疲れ様です" entgegen bruellten. Ich bin mittlerweile gewohnt, Begruessungs-, Verabschiedungs- oder oder Dankesformeln von ganzen Restaurantbelegschaften entgegen gebruellt zu bekommen, das gehoert hier zum Service, aber nach der Haarwaesche als "erschoepfter Arbeiter" betitelt zu werden, ueberraschte schon. Normalerweise benutzt man diesen Ausdruck, wenn ein Arbeitskollege in den Feierabend geht, annerkenned der geleisteten Arbeit, ist diese Grussformel angebracht. Die direkte Uebersetzung ist schwierig, mein Chef bot diese freie Interpretation an: "work harder next time", der Sarkasmus ist fuer den Japaner bemerkenswert. Der Haarschnitt verlief nach meinen Vorstellungen, nach einer Zwischenphase, in der ich aussah, wie Kim Jong Il, wurde dann das gewuenschte Stadium erreicht: struwelig, stehend.

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Montag, 31. Mai 2004

Geschenkabwehrstrategie gesucht

Ereignissreiche Wochenende werfen ihre Schatten. Kann es sein, dass ihr alle nur Montags hier vorbeischaut, weil in der Woche ja sowieso nur Muellkram erscheint? Egal, dieses war wieder mal eines der ereignisreicheren Wochenenden. Eine kulturelle Herausforderung, ein Hausbesuch und wieder ein Haarschnitt.

Wie lehnt man eigentlich Geschenke ab? Gibt es eine Strategie, die bei aufdringlichen Angeboten anwedbar ist, um sich ohne undankbar zu erscheinen aus der Affaere zu ziehen? Immer wieder ertappe ich mich dabei, mir die unmoeglichsten Geschenke andrehen zu lassen (Sumo-fotokallender, tonnenweise Papiersevierten oder Karten zu lethal-paralysierenden Theatervorstellungen). Ich teusche immer ueberschwengliche Freude vor und nehme alles, unabhaengig der Verwendbarkeit an. Vieleicht koennte ein VHS-Kurs helfen: "Geschenkabwehr angewand: ... wir lernen gemeinsam, in entspannter Rollenspielathmosphaere, vorgeteuschte und reelle Angebote finanzieller, sexueller oder anderer Art hoeflich aber bestimmt abzulehnen. Der erfolgreiche Besuch dieses Kurses wird durch Nichts belohnt..."

Ganz unabhaengig von diesem persoenlichen Problem hatte ich am Samstag wieder, dank geschenkter Karten, die Gelegenheit eine traditionelle japanische Theathervorstellung zu besuchen, diesmal Kyogen. Der aufmerksame Leser wird sich noch an die kuerzlich besuchte Noh-Vorstellung erinnern. Kyogen faellt in die selbe Kategorie, des fehlenden Rhythmus wegen gilt es aber als noch einige Lethalitaetsgrade langweiliger. Da mein zweiter Vornahme immernoch Gefahr lautet, und ich mich in einer sozialen Verpflichtung befand, ertrug ich schon wieder eine archaische, zeitlupenartige, und meinem Verstaendnis in jeder Hinsicht unzugaengliche Vorstellung.

Unser diesjaehriger Japanischkurs ist durch den Uebereifer der Lehrkraefte geplagt. Staendig muessen wir an sogenannten "Projekten" teilnehmen, die das Lernen versuessen und den Kursteilnehmern in peinlich-vorfuehrender Weise verdeutlichen sollen, wie verbesserungswuerdig unsere Japanischkenntnisse weiterhin sind. Diesmal: Hausbesuch bei einer echten japanischen Familie. Kein Netz und doppelter Boden, keine englischen Untertitel, keine Sufloese, nur ich und das Lexikon gegen die japanische Familie. Teile des Gespraechs mussten zu Beweiszwecken mitgeschnitten werden, und werden den Lehrkraeften zur Analyse gramatikalischer Verfehlungen und der korrekten Anwendung uebertriebener Hoeflichkeitsformen vorgelegt. Klang nach Stress am Wochenende.

Das zu besuchende Ehepaar stellte sich als weniger alt, als befuerchtet herraus, und dank der ploetzlichen Hitzewelle ergab sich auch gleich ein Gespraechseinstieg ueber Sommer in Deutschland, der kommenden Regenzeit, und wie ich den subtropischen Sommer troz Pigmentmangels ueberleben koenne. Es war tatsaechlich so heiss und feucht, dass an gekuehlten Getraenkedosen kondensiertes Wasser stromartig runterronn. Dies liess die Japaner nicht beirren, mir so gegen 3 Uhr nachmittags Rotwein anzubieten. Mit zunehmendem Pegel wurde die Wortwahl fluessiger, Hoeflichkeitsformen seltener. Ich wurde gefragt, ob ich japanisches Essen vertrage, ob ich Europaer am Aussehen dem Heimatland zuordnen koenne, was denn der Unterschied zwischen Italienern und Deutschen sei. Sie zeigten sich ueberrascht zu erfahren, dass Italiener klein und schwarzhaarig seien, und bemitleideten meine Pigmentlosigket angesichts des kommenden Sommers. Habe mich dann nach 1 Stunde deutlich enthemmt, mit leicht saloppen Worten („jo tschoe dann, ne, bis denne“) jegliche soziale Konventionen missachtend verabschiedet. Selber schuld, mir bei 30 Grad Wein zu servieren.

morgen: der Haarschnitt

hier noch die letzte T-Shirt Entdeckung:

nich verstanden? - nochmal lesen

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Samstag, 29. Mai 2004

Unterhaltungsflut

Seit dem ich einen Computer, und jetzt auch einen FEHRNSEHER habe, finde ich kaum noch Schlaf. Alles natuerlich zu Uebungszwecken, meiner Japanischkenntisse wegen, anders kann ich auch nicht rechtfertigen diese debilen Spielshows und historischen Dramen auzuschauen. Besonders die Comedy-sendungen erinnern mich immer an die alten Folgen von "ein Herz und eine Seele" oder Sendungen mit Haenschen Rosenthal, die manchmal auf BR3 am Alzheimer-abend ausgestrahlt werden. Das Japanische Publikum ist den deutschen Zuschauern der 50er Jahre sehr aehnlich, beim Lachen ueber die dummsten Kalauer, halten sich Frauen in braunen Kostuemen verlegen die Hand vor den Mund, und schreien ekstatisch auf bei Slapstick im Haushaltsbereich (Ekel Alfred badet die Fuesse im Kochtopf ... etc). Auffallender Weise fehlen diese Streit-Schlag- und Talkshows fast voellig, wuerde auch einfach nicht funktionieren, Japaner koennen sich nicht streiten. Die Gaeste wuerden einander ausreden lassen, sich hoeflich betiteln und sich nur auf vageste Aeusserungen einlassen, so dass sich niemand blamiert. Eher ein Sendekonzept fuer die Regionalprogramme.

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Regenschirme

die Japaner haben eine Obszession mit Regenschirmen, die ungewoehnliche Ausmasse annimmt. Erstaunlicher Weise hat jeder Japander, sobald es ploetzlich aus heiterm Himmel zu regnen beginnt, sofort einen Schirm zur Hand. Ich vermute, dass sie die vorsorglich an mehreren Orten platzieren, in denen man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aufhalten wird. Aber fuer ganz unorganisierte Mitbuerger gibt es auch ueberall (Mensa, U-Bahn, Museum etc) weisse Plastikschirme zur allgemeinen Benutzung, die treuherzig zurueckgebracht werden, so sind die Japaner eben. Doch die Sicherheit des eigenen Schirmes wird durch eine Art Schliessfachsystem garantiert, ein Schluessel befreit den aufbewarten Schirm, und potenzielle Uebeltaeter sind abgewehrt. Wenn man in ein Kaufhaus oder Geschaeft laeuft, zieht man einen riesigen Plastikkondom ueber den Schirm, oder nutzt einen Schirmtrockner:

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Donnerstag, 27. Mai 2004

Prinzessinenporn

Immer wieder behaupten doch Japaner, dass westliche Frauen grundsaetzlich viel heubscher seien, als die japanischen Schnecken, die sie fuer abstossend halten. Meine staendigen Erwiderungen, dass es hier doch viel huebschere Frauen gaebe, die Massenmedien ein vrezerrtes, vollretuschiertes und aufblondiertes Bild der westlichen Frau zeichnen, und selbt die Erwaehnung der Tatsache, dass ganz Westeuropa ein Endemiegebiet fuer Fettleibigkeit sei, waehrend uebergewichtige Japaner erst noch entdeckt werden muessten, scheint niemanden so recht zu ueberzeugen. Neulich zog wieder einer den Fall wasserdicht auf und wollte mich mit einer Webseite ueberzeugen, auf der angeblich die japanische Prinzessin im Vergleich mit europaeischem Hochadel eher schlecht abschneide, aber seht selbst:

Prinzessinen

(gebe zu, dass der Titel heute etwas reisserisch gewaehlt ist)

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Mittwoch, 26. Mai 2004

Prinzessinnenporn

Immer wieder behaupten doch Japaner, das westliche Frauen grundsaetzlich viel heubscher seinen, als die japanischen Schabracken, die sie fuer abstossend halten. Meine staengigen Erwiderungen, dass die Massenmedien ein verzerrtes Bild zeigen, dass es hier doch viel huebschere Frauen gaebe, und selbt die Erwaehnung der Tatsache, dass ganz Westeuropa ein Endemiegebiet fuer Fettleibigkeit sei, waehrend Uebergewichtige Japaner erst noch entdeckt werden muessten, scheint niemanden so recht zu ueberzeugen. Neulich baute wieder einer den Fall wasserdicht auf und wollte mich mit einem Vergleich internationaler Prinzessinnen ueberzeugen, aber seht selbst:

Prinzessinen

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wetter

gibt ja nichts spannenderes fuer die werte Leserschaft, als etwas ueber das Wetter zu erfahren, ich weiss. Zur Zeit: Sonnig und warm (so 25 Grad) und ich trage kurze Hosen. Verwunderlich nur, dass ich der einzige auf dem Campus bin, der dies wagt. Waehrend die Wetterlage fuer Japaner viel zu frostig ist, um sich luftiger zu kleiden, mache mir aber ernsthafte Sorgen, wie ich dann erst den richtigen Sommer ueberleben soll. Das wird die Hoelle.

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Montag, 24. Mai 2004

Farhraeder an der Kette

Neulich wurde die Regel aufgestellt, dass Fahrraeder nur, und ausschliesslich innerhalb der dafuer Vorgesehenen Umzeunung zu parken seinen, Fahrraeder die auf dem Hof stehen wuerden in Zukunft angekettet und nur Samstags freigeschlossen, unter der Vorraussetztung, dass ein legitimer Entschuldigungsbrief angeheftet sei, fuer akzeptabel und genuegend Reue zeigend befunden wird. Noch in der selben Woche waren dann tatsaechlich ca. 10 Farhraeder aneinandergekettet, ueberrascht von der promten Implementierung, fragte ich mich nur, wie lange es dauern wuerde, bis einer der 10 Besitzer zum Bolzenschneider greifen wuerde, sein Fahrrad freisetzten und allen andern Betroffenen einen Gefallen tun wuerde. Nein, die Kette wurde nicht zerstoert, kein Massenaufstand brach aus, und diesen Samstag waren dann tatsaechlich die geforderten Entschuldigungsbriefe angeheftet:

"Es tut mir wirklich leid, und werde es nie wieder tun... Bitte entschuldigen Sie meine Unhoeflichkeit..." die freie Ueberstetzung der meisten Botschaften. Japanische Studenten sind folgsamere Schafe, als Verwaltungsbeamte im Pauschalurlaub.

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endlich

habe jetzt endlich einen echten Computer, mitsamt japanischem Betriebssystem und dem neuesten technischen Schnickschnack, den ich mir wirklich wuensche, bedienen zu koennten. Das Ding ist kleiner, als ein A4 Blatt, hat einen 12" Bildschirm und ein Einglegefach fuer diese runden glaenzenden Dinger, die dann mit einer Nadel abgefahren werden, um Toene zu erzeugen. Es war eine kleine Odysse, bis ich endlich mein Prachststueck in Haenden halten konnte. Hatte seit Februar auf die Neulieferung des Geraetes gewartet, und konnte dann noch so gerade den letzten Computer ergattern, einen Tag nach Neubestueckung des Ladens. Jokatta.

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Donnerstag, 20. Mai 2004

Essen auf Foerderbaendern

grossartig, Sushi auf Foerderbaendern sind seit dem wir den 100 Yen (1 Eur) kaiten-Sushi entdeckt haben.

grossartig auch die Variationsbreite and Vielfalt, die diese traditionelle japanische Kueche bietet. Nicht nur roher Fisch, Oktopus, oder Rindfleisch, sondern auch gegrillter Cheeseburger-sushi ist erhaeltlich:

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die rebellische Jugend

da kommt mir doch neulich dieser Erstsemester entgegegen und meint auf meinen, als Begruessung zu verstehenden Zischlaut (OSSSS), mir ebenfalls zischend antworten zu koennen, was ne Freichheit. Ich meine, wo sind wir denn hier, ich bin mehrere Jahre aelter und wohne schon fast 6 Monate auf diesem Flur, und dann verweigert mir ein Student tieferen Ranges die Hoefligkeitsform des Gosaimasu. Ja, hat die heutige Jugend denn gar kein Benehmen mehr? Ich erwarte schon, dass man mir mit Respeckt entgegentritt und dass Juengere die Hoeflichkeitsprache benutzen, das ist doch das Mndeste, wo kaemen wir denn da hin! Das ganze hirarchische System wuerde doch zusammenklappen, wenn man mit einem ein Semester weiteren Kommilitonen genauso sprechen koennte, wie mit Gleichaltrigen oder Untergebenen. Sicher, die Juengeren muessen schon auch die Distanz eines Jahrgangs merken, drum kann man diese ja in Normalsprache adressieren, schliesslich werden die ja auch irgendwann mal alt und koennen dann andere rumkommandieren.

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Montag, 17. Mai 2004

Manga gelesen

habe gestern meinen alleresten Maga auf Japanisch komplett gelesen. JHUHUU, つかれた, aber ein glueckliches Gefuehl. Es war ein gebraucht erstandenes Heftchen mit dem Titel: Tolyo Graffiti, in Tokyo spielend, die Hauptfigur ein Graffiti-kuenstler. Hatte mehere Wochen dran gearbeitet und schliesslich jede Sprechblase uebersetzt und verstanden. Nach dem Noh am Sonntag waren wir noch in unserem Liebligs-Manga-kisaten, der Library, in der wir uns bis ein Uhr vergnuegten und ich einen ganzen Manga (Heads) ueber einen Typen durchgeblaettert habe, der einen Schuss in den Kopf abbekommen hatte und vielleicht danach einen Hirntransplantation hatte. An der Stelle wurde es aber etwas schwierig, viele Kanji und so ganz sicher bin ich mir nicht, welche Probleme der Junge wirklich hatte, aber wenigsten konnte ich einen Grossteil der Dialoge verstehen, die Sexszen waren eindeutig, wenn mir auch der entscheidene Teil der Handlung nicht klar wurde. Egal, man muss ja nicht jedes Buch verstehen, die Verwandlung oder Ulysses entzogen sich ja auch meinem intellektuellen Fassungsvermoegen. Jedenfalls sind Manga seit zwei Tagen meine grosse Leidenschaft und es waere grossartig, irgendwann mal die neuesten Geschichten in Jump, dem woechentlich erscheinenden Standartwerk der Mangabewegung, fluessig lesen zu koennen. Werde gleich noch ein paar Kanji lernen, veilleicht.

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Noh

Das Noh-theater, so hatte ich gehoert, soll das lethal-langweiligste Kulturgut Japans sein. Ein Schauspiel, welches durch seine laehmende Wirkung die Zuschauer in eine apathische Starre verfallen laesst, aus der nur hartgesottenste Japanologen herrausbrechen koennen. Die Moeglichkeit durch Freikarten dem Ereignis voellig kostenlos beiwohen zu koennen, hatte mich dann aber doch dazu verlockt, diesen kulturellen Kugelfisch zu schlucken. Gefahr ist schliesslich mein zweiter Vornahme und da hier sonst jeder lockere Pflasterstein sicherheitshalber grossraeumig abgesperrt wird, hielt ich es fuer ein angemessen gefaehrliches Abenteuer, den Besuch zu wagen. Das Noh-theater zeichnet sich durch archaische, in monotonem Rhythmus gesugene Sprache und streng choreagraphierte, laaaangsamen Bewegungen der wenigen, manchmal maskierten Schauspieler aus. Die "baseline" wurde durch zwei kreischende und trommelnde Hintergrundmusiker gebildet, die jeden Schrei und Trommelschlag zeitlich so lange ausdehnten, dass die entstehende Zaehigkeit des Vortrags mich, wie auch die Japaner, immer wieder in unwiderstehbaren Doeseschlaf verfallen liess. Sonst bringen mich ja nur Patho- oder Orthovorlesungen in diese Art der forcierten Somnolenz, hier aber wurde das schlummernde Publikum durch Fussstampfen oder Gongschlaege immer wieder aus der Trance zurueckgeholt, nur um die Peinlichkeit des ploetzlichen Aufschreckens zu erhoehen. Nachdem ich den ersten Akt ueberlebt hatte, war ich entschlossen das Stueck bis zum Ende druchzustehen, meine Uberlebensstrategie musste aber verbessert werden. So stoepselte ich mir dieses ausgeteilte Radio ins Ohr, ueber das eine tiefe, ebenfalls Ruhe ausstrahlende Stimme die Handlung, Kostueme und Urspruende waehrend des Stueckes live kommentierte. Trotz des modernen Japanisch hatte ich natuerlich keine Chance etwas zu verstehen, wurde aber von den bezirzenden Gesaengen akustisch geschuetzt. Zum Ende entstand dann doch noch so eine Art Handlung, als ein maskierter Geist in riesigem Kimono auftrat, den der Fuerst in einem Schwertkampf besiegte. Das muss man sich jetzt wieder deutlich undramaticher vorstellen, als es klingt. Die kaempfenden Charaktere fuehrten ihre Waffen in laehmender Langsamkeit, ohne Beruehrung gegeneinander, bis die strenge Choreographie den Sieg des Fuersten vage andeutete. Begeistert kann ich nur jedem an Insomnie leidenden Menschen empfelen, sich den Soundtrack eines Noh-stueckes zuzulegen, wer dabei nicht schlaeft, hat echte Probleme.

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Donnerstag, 13. Mai 2004

Regen

Seit einer Woche regnet es fast ununterbrochen. Wird es jemal aufhoeren? Ist das der Beginn der legaendaeren Regenzeit? "Nein, nein..." sagen alle "die Regenzeit kommt erst naechsten Monat, das ist noch Garnichts." In der Regenzeit soll es neben der Naesse von oben auch noch eine freuchte Hitze geben, die jegliche Handtuecher, Unterhosen und Toastbrot innerhalb von Minuten in eine einzige, uebelrichende Schimmelpilzkolonie verwandelt. Aber es gibt ja die Hoffnung, dass nach der Regenzeit der Sommer anbricht, dann die Temperatueren erst richtig in die Hoehe schiessen, und man sich nicht ausserhalb klimatisierter Raeume bewegen kann, ohne zu ersticken. Entweder sind die Japaner alle staendig noergelnde Weicheier, oder der Sommer wird wirklich schlimm.

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Mittwoch, 12. Mai 2004

Regeln: platsch - gluck

frat-style beerpong

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